Der Löwe mit dem schiefen Auge ist auf dem Weg nach Europa – mit einer wichtigen Mission: er soll Gott einen Brief von Anand überbringen. Anand ist neun und hat den Löwen selbst genäht, in einer Fabrik in Bangladesh. Eines Tages wird er ein Zauberer sein, der größte Zauberer der Welt. Damit das klappt, muss jemand den Bauch seiner Mama mieten, dann kann die Familie ein richtiges Haus kaufen und er selbst zur Schule gehen.
Der Löwe trifft während seiner abenteuerlichen Reise um die Welt auf Kinder in verschiedensten geografischen und sozialen Lebensumständen. Und alle diese Kinder sind stark und kompetent, lassen sich nicht unterkriegen und finden kreative und visionäre Lösungen für sich und andere – echte Löwenherzen eben.
“Löwenherzen” ist ein Auftragswerk von Nino Haratischwili, gefördert durch die Kunststiftung NRW.
Premiere am 17.01.2021 um 17.00 Uhr
Publikumspremiere am 17.08.2021 um 18.00 Uhr
Dauer: ca. 60 Min.
Gefördert von:
Besetzung:
mit
Lena Entezami, Thomas Kaschel, Eric Rentmeister
Regie
Dramaturgie
Ausstattung
Musik
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main
Das Werk wurde gefördert von der Kunststiftung NRW, Düsseldorf
Auszeichnungen:
Das Consol Theater hat mit seiner Produktion “Löwenherzen” den 2. Platz des diesjährigen KUSS-Festivals des Hessenlandestheater Marburg verliehen bekommen.
Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
“Die Zeit vergeht, bei uns ist es grade 19:50 Uhr, in Bangladesch (+ 5h) 00:50, in Senegal (-1h)
18:50 und Indien (+4,5 h) 00:20 Uhr. Verrückt, wir leben in verschiedenen Welten und doch sind
wir verbunden. Wir alle haben unsere Probleme und vielleicht wollen wir auch anderen aus ihren
Problemen helfen, doch dabei entdecken wir wieder neue. So gibt es ein Netz aus
Ungerechtigkeit und Ungleichverteilungen verbunden durch moralische Fragen. Doch wer
durchläuft am besten diese Welt, ist es jemand, der großzügig ist, oder jemand, der nur für sich
kämpft? Ich würde sagen, das ist jemand mit dem Herzen eines Löwens, denn Löwen haben
bekanntlich das größte Herz. So heißt es zumindest in dem Stück „Löwenherzen“ von Nino
Haratischwili inszeniert von dem Consol Theater aus Gelsenkirchen. Sie nehmen uns mit auf eine
Reise durch verschiedene geografische, aber auch soziale Lebensumstände. Wir treffen auf
Probleme wie Kinderarbeit, Überkonsum, Armut, Ausgeschlossen werden, Menschenhandel,
Flucht, Zwangsheirat, Leihmutterschaft und vieles mehr. Immer begleitet durch den Stofflöwen
mit dem schiefen Auge. Der Stofflöwe wird von Kind zu Kind weiter gereicht und dient als
Symbolträger des Glücks. Ein riesiger Glücksbringer also, mit dem größten Herzen. Er weckt in
den Kindern das eigene Löwenherz, denn sie alle sind stark und reichen sich gegenseitig die
helfende Tatze. Sie finden kreative Lösungen für sich und andere. Und trotz der vielen Fantasie,
welche dem Stück eine Leichtigkeit verleiht, regt es zum Nachdenken an. Es macht Mut und ist
trotz einer kaputten Welt und vieler Probleme positiv.
Die drei DarstellerInnen Thomas Kaschel, Sibel Polat und Eric Rentmeister, welche von Szene zu
Szene in einen anderen, neuen Charakter schlüpfen, welche aber alle selbstwirksame, kluge und
hilfsbereite Charaktere sind, vermitteln durch die Sicht von Kindern, worauf es in dieser Welt
ankommt OHNE pädagogischen Zeigefinger. Die Kinder im Stück lassen sich nicht unterkriegen
und sind somit den Erwachsenen einen riesen Schritt voraus.
Die SchaupielerInnen arbeiten auf der Bühne mit simplen Gegenständen. Besonders gut hat uns
gefallen, wie sie mit Kreide Bilder auf eine Wand malen und diese durch Projektionen anfangen
sich zu bewegen. Zum Beispiel sehen wir, wie aus einem Fahrrad ein Pferd wird, denn genau das
spiegelt die Gedanken von Kindern oder Kind gebliebenen wider. Oder der große Mond im
Hintergrund, der mitunter als Leinwand dient, um z.B. das Übermaß an Besitztümern zu
demonstrieren oder als Weltkugel hinweist, in welches Land die Reise als nächstes geht,
unterstützt intelligent und ästhetisch die Handlung. Ein vielfältiges Nutzen aller Elemente und
Ebenen der Bühne.
Das Stück endet, wo es angefangen hat: in Bangladesch bei Anand, der den Löwen nähte, und
ist damit rund. So rund wie unsere Weltkugel. Und obwohl es schwierige Themen waren, geht
man mit einen guten Gefühl, einem guten Gedanken aus dem Theater, weil sie so sensibel
behandelt wurden.
Welch ein schönes Miteinander auf und vor der Bühne, Geschlechter spielten keine Rolle mehr,
sie waren einfach Kinder. Wir waren einfach Kinder…
Deshalb können wir stolz sagen, dass wir dem Consol Theater mit dem Stück „Löwenherzen“
den 2. Platz des diesjährigen KUSS-Festivals des Hessenlandestheater Marburg, verleihen!
Danke, dass wir mit reisen durften.”